Bevor ich mich bei Medium angemeldet habe, habe ich mich informiert. Oh ja. Vor wenigen Tagen sind mir auf Twitter die Profillinks zu Medium aufgefallen. Und wenn es irgendwo ein Profil anzulegen gibt, bin ich auf jeden Fall dabei.

Ich glaube nicht, dass es eine typisch deutsche Angelegenheit ist, gerne Profile auszufüllen. Aber es klingt deutsch. Irgendwie. Bevor ich das tat, habe ich nachgelesen, um was es sich bei diesem ominösen Medium handelt.

Ach, doch schon so lange?

Mit Erstaunen habe ich dann festgestellt, dass es diese Plattform bereits seit mehreren Jahren gibt. Mehrere Jahre die Chance, ein neues Profil anzulegen, und es ging komplett an mir vorbei. Kann passieren, ich arbeite ja auch nur täglich mit Social Media und werde dafür bezahlt. Lalala. Jedenfalls dauerte es nicht lange, dass mir das Wort »Meinungsmacher« über den Weg lief. Meinungsmacher, was für eine große Scheiße.

Ich verrate Ihnen mal was. Jeder Mensch ist ein Meinungsmacher. Sogar tote Menschen sind Meinungsmacher. Sobald ich in irgendeiner Weise die Meinung eines anderen beeinflusse, »mache« ich eine Meinung. Aber Marketingmenschen brauchen solche Konstrukte. Dem Kunden erzählen sie dann: »Mit der Kampagne erreichen wir Meinungsmacher. Die beeinflussen dann ganz viele Meinungen und wir rocken den heißesten Kreativshit des Jahrzehnts.«

Inzwischen müsste eigentlich jeder Depp wissen, dass Menschen in ihren beschissenen Meinungen festgelegt sind und lediglich gezielt nach Bestätigung suchen. Was also als Meinungsmache verkauft wird, ist gar keine Meinungsmache, sondern Werbung. Reklame. Wie jeder Propagandist, der vor Karstadt seine hässlichen Schmuckunfälle verschachert.

Auf eine gute Zeit.

Ich werde Medium nicht dazu nutzen, Meinungen zu machen — sondern meine Meinung kundzutun. Damit Sie sich darin bestätigt sehen. Oder darüber auslassen können, was für ein ahnungsloser Einfallspinsel dieser Maori doch sei. Fröhliches Schaffen.