Einige Themen locken zuverlässig besonders viele Dummschwätzer*innen in die Kommentarspalten. Gesundheitsfragen etwa. Du hast eine Beschwerde? Oder eine tödliche Krankheit? Sei dir sicher, dass du von jedem dahergelaufenen Uwe atemberaubende Ratschläge bekommst. Oder das Thema Fußball. Da wird jeder Sofa-Ronaldo zum Taktikfuchs und Direktor*in Profifußball. Und dann gibt es den juristischen Bereich. Ob Verkehrsrecht, Strafrecht oder Markenrecht, Urheberrecht oder Wirtschaftsrecht, plötzlich werden Millionen Menschen zu Jurist*innen. Wieso eigentlich? Ein paar Gedanken dazu.
Neulich habe ich in einem sozialen Netzwerk einen Beitrag einer Illustratorin gesehen, deren Werk von einem Unternehmen unautorisiert kopiert worden ist. Es ging, soweit ich mich erinnere, um einen Flamingo. Aus beruflichen Gründen muss ich mich ein wenig mit Markenrecht auskennen, doch auch als Laie war recht eindeutig erkennbar: Es handelt sich um eine 1:1-Kopie. Das ist nicht gerade unüblich. Ich habe in vielen Agenturen gearbeitet und einige Vorgesetzte gehabt, die in bestimmten Projekten ihre Teams aufgefordert haben, gezielt den Stil einer Künstlerin oder eines Künstlers zu kopieren. Aus kreativer Sicht mag das ein wenig anspruchslos klingen, aus rechtlicher Sicht ist die Anlehnung an einen Stil unproblematisch.
Anders sieht es aus, wenn ein Motiv kopiert wird. Dann liegt ein Verstoß gegen das Urheberrecht vor. Unter dem besagten Beitrag hatte allerdings ein Typ kommentiert, dass die Schöpfungshöhe nicht ausreiche, um den Flamingo urheberrechtlich zu schützen. Ich weiß nicht genau, wieso dieser Mensch das geschrieben hat, denn es ist falsch. Man muss als Künstler*in seine Werke nicht urheberrechtlich schützen, damit sie geschützt sind. Das wäre auch etwas wild, von Illustrator*innen, Maler*innen und Musiker*innen zu verlangen, jedes einzelne Werk zu schützen. Dieser Mann, der das da hingerotzt hat, verschwendet seitdem die Lebenszeit vieler Menschen, die diesen Kommentar sehen. Manche antworten sogar noch drauf, statt ihn einfach zu blockieren (das wäre mein Tipp).
Fazit:
Also: Auch wenn du meinst, dich mit einem Thema auszukennen, gib keine rechtlichen Ratschläge, wenn du dir nicht zu 100 Prozent sicher bist. Alles andere ist Lebenszeitverschwendung, sowohl für dich als auch für alle anderen.

