Auf der einen Seite die Linken, auf der anderen Seite die Rechten, dazwischen eine angebliche Mitte, Liberale, was auch immer. So stellen sich die meisten Menschen das politische Spektrum vor. Rechte möchten die Grenzen dicht machen, haben Ahnung von der Wirtschaft und lieben Autos. Linke möchten alle ins Land lassen, Reiche enteignen und alles verbieten, was Spaß macht. Dabei dient die Kategorisierung in „links“ und „rechts“ lediglich dazu, menschenverachtende und unvernünftige Positionen als legitime Optionen zu verkaufen.
Nehmen wir doch mal rechte Positionen unter die Lupe. Rechtssein bedeutet: Je mehr Egoismus, desto besser. Unserer Ethnie soll es besser gehen als anderen Ethnien. Nachdem das erreicht ist, soll es unserer Gruppe besser gehen als anderen Gruppen. Nachdem das erreicht ist, soll es meiner Familie besser gehen als anderen Familien. Nachdem das erreicht ist, soll es mir besser gehen als meinen Angehörigen. Ich möchte tun und lassen können, was ich will. Gleichzeitig spreche ich allen anderen das Recht ab. Wenn ich die Wahl hätte zwischen billigerem Benzin und 10.000 Menschenleben, die ich auf Knopfdruck retten könnte, wähle ich das Benzin. Klingt abartig? Dann bedanke dich bei allen CDU-, CSU-, NSDAP-Wähler*innen (sog. „AfD“). Es gibt keine Ausreden. Als ob es eine legitime demokratische Position wäre, Menschen nach Afghanistan abzuschieben oder im Mittelmeer ertrinken zu lassen. Als wäre das alles diskutabel.
Damit wären wir dann schon beim Punkt: Sind links und rechts zwei Seiten derselben Medaille? Nein. Mit „links“ werden Menschen bezeichnet, die das Beste für möglichst viele wollen. Rechte Menschen wollen das Beste nur für sich. Wir reden also von menschenfreundlich vs. menschenfeindlich. Was bedeutet das also für all die Debatten und Diskussionen da draußen?
Folgendes beispielsweise:
- Menschen, die Antisemitismus okay finden, sind nicht links.
- Der ÖRR muss rechten Positionen keinen Raum geben.
- Die SPD ist keine linke Partei. Sie ist ebenso wenig sozialdemokratisch.
- Die Partei „Die Linke“ vertritt auch rechte Positionen.
- Menschen, die anderen Menschen Grundrechte absprechen, sind Abfall.
Die Menschheit wird aussterben
Wir leben in einer rechten Welt. Dafür gibt es viele Gründe. Vor allem ist Menschenverachtung ein Teil unserer Natur. Es gehört zu unserem Überlebensinstinkt, zum eigenen Vorteil über Leichen zu gehen. Um sich als Mensch zu emanzipieren, muss er beginnen, das Handeln nach reinen Instinkten zu unterlassen und den Kopf einzuschalten. Rechte und Rechtsradikale hängen hier etwas hinterher. Deshalb finden sie die Todesstrafe okay. Deshalb finden sie das Recht des Stärkeren okay. Deshalb können sie nur in einfachsten Dimensionen denken: zwei Geschlechter, Liebe nur zwischen Mann und Frau, alles wurde von Gott o. ä. gebaut, Hunde isst man nicht, Schweine aber schon, es gab schon früher heiße Sommer, usw.
Mit all dem heute verfügbaren Wissen ist es nicht besonders schwierig, sich das alles selbst zusammenzureimen. Rechtssein ist also nicht nur Blödheit, sondern zum Teil auch eine menschenverachtende Entscheidung. So geht die Welt zugrunde. Dieses unglaublich fragile Gleichgewicht der Erde, das gerade so Leben ermöglicht, wird von uns Menschen mit einer beispiellosen Blödheit zerstört. Wie extrem unwahrscheinlich und selten dieses Gleichgewicht ist, zeigt der Blick ins Weltall. Wir besitzen heute alle notwendigen Mittel, um nahezu jedem Menschen auf der Erde ein würdiges Leben zu ermöglichen. Stattdessen hacken wir uns gegenseitig die Köpfe ab und zünden die Welt an, als hätten wir einen Plan B.
Falls dir also das nächste Mal jemand erzählen möchte, man müsse die Meinung rechter Arschlöcher irgendwie und irgendwo berücksichtigen, weißt du jetzt: Nein, Menschenverachtung musst du nie berücksichtigen. Im Gegenteil.