Es gibt die relevante Kunst, die irgendeine besondere Leistung aufzeigt. Dann gibt es den Schrott, der mit dem Label „Kunst“ versehen wird, damit man ihn ahnungslosen Geldgebenden unterjubeln kann. Promi-Kunst gehört zu einem großen Teil zur Kategorie Schrott. Einerseits grenzt das gesamte Geschäftsfeld „Promi-Kunst“ an Beschiss, schließlich wird irrelevanter Müll bewusst falsch etikettiert. Die erbärmlichen Arbeiten vieler B-Promis genügen handwerklich und inhaltlich nicht einmal Hobbyansprüchen. Andererseits greifen die Käufer*innen zu, weil der Schrott von einem Promi in die Welt gedrückt worden ist. Das Werk an sich ist unwichtig. Eigentlich gewinnen alle Seiten, oder etwa nicht?
Über die Bilder einer B-Prominenten schreibt eine erfolgreiche deutsche Galerie: „Knallige und bunte Farben, einzigartige Motive und Gegenstände, verrückte und magische Orte: Das alles fängt (Name) mit besonderer Leichtigkeit mit der Handy-Kamera ein und kreiert Ihren (sic!) eigenen Stil.“ Das ist so schlecht, ich konnte es gar nicht fassen, dass eine Galerie so etwas auf die eigene Seite schreibt. Die Textpassage klingt wie eine Parodie. Ich kenne den Galeristen, einen sehr netten Herrn, der allerdings gern alle Menschen vergisst, die ihm keinen monetären Nutzen bringen.
Für viele Menschen ist Kunst einfach Business. Besagter Galerist mag sich privat für Kunst interessieren, in seinen Galerien möchte er verkaufen. Ich verstehe das. Allerdings habe ich ein Problem damit, dass er und seinesgleichen so tun, als würden die Käufer*innen Kunst erwerben. Nicht jede Kritzelei ist Kunst. Und nicht jede Kritzelei muss Kunst sein. Es ist nicht schlimm, wenn ein Schauspieler Bilder malt, die keine Kunst sind. Und es ist auch nicht schlimm, dass es Menschen gibt, die diese Bilder kaufen und sich aufhängen. Ich kann ein paar ganz nette Gerichte zubereiten und halte mich trotzdem nicht für einen Koch. Den bekochten Menschen darf es trotzdem schmecken, wer hätte das gedacht?
Die meiste „abstrakte Kunst“ von heute bedeutet: „Ich kann nicht malen“
Besonders beliebt sind ja „abstrakte“ Gemälde. Viele Promis haben irgendwann in Museen dieses unverständliche Zeug namens „abstrakte Kunst“ gesehen, panschen zu Hause irgendeine Scheiße zusammen und meinen: Hier, kann ich auch. Abstrakte Kunst von Laien bedeutet immer: Ich kann weder malen noch zeichnen, also schmiere ich planlos auf der Leinwand herum. Und das ist eine große Pest in der heutigen Zeit. Instagram ist voll mit der Kacke. Mindestens genauso häufig verfremden Menschen popkulturelle Motive und meinen, das wäre Kunst, weil … bei Andy Warhol war es doch auch Kunst. Sie raffen nicht, warum das bei Andy Kunst war und bei Insta-Ingo nicht.
Ich male selbst. Ich habe meinen eigenen Stil, meine eigenen Ideen. Handwerklich bin ich im gehobenen Amateurbereich. Trotzdem würde ich nie herumlaufen und meine Kunst für irgendwie relevant halten. Es muss schon viel passieren, dass man seine Bilder in einer Galerie ausstellt und sich dafür nicht schämt. Viele Promis scheinen nichts dergleichen zu spüren. Bei denen trifft wohl wieder meine Lebensregel Nummer eins für alles und jeden zu: Es ist alles eine Frage des Geldes.